Gut Ding braucht bekanntlich Weile. Das gilt auch für Rennautos und deren Motoren. Genau deswegen hat sich für fünf KW Berg-Cup’ler der Saisonbeginn auf das letzte Wochenende verschoben. Wen das betroffen hat, das lassen wir in die Rennberichte der jeweiligen Klassen einfließen. Doch bevor wir damit loslegen, wollen wir noch ein kurzes Fazit des 45. Homburger ADAC Bergrennens „Karlsberg Rennen“ (6. - 8. Juli) ziehen. Da dieses, begleitet von stets freundlichem Wetter, echt gut und zügig ablief, ist das schnell erledigt. Die drei Trainings- und Rennläufe beginnen jeweils um 8:30 Uhr auf die Minute genau. Das ist schon die halbe Miete für einen angenehm frühen Feierabend, der am Übungssamstag gegen 17 und am Rennsonntag sogar kurz vor 16 Uhr liegt. Richtig zeitraubende Vorfälle gibt es nicht, nur am Samstag nimmt die Bergung eines von der Strecke abgekommenen Fahrzeuges eine knappe Stunde in Anspruch. Ansonsten kommt das anfangs insgesamt 127 Teilnehmer zählende Feld (inklusive GLP) gut über das als Rennstrecke genutzte 2,6 Kilometer lange, zunächst bergab führende Teilstück der Käshofener Straße. Sowohl im Startbereich als auch entlang der Strecke sind die Zuschauerplätze gut gefüllt, was in Verbindung mit den bereits geschilderten Faktoren bei den Verantwortlichen des Homburger AC rund um den neuen Organisationsleiter Sascha Ressmann für zufriedene Mienen sorgt. Über den von Thomas Stoll und seinem Berg-Zeitnahme Team gebotenen Zusatzservice freuen sich Fahrer und Fans gleichermaßen. Erstmals ermitteln sie neben der reinen Laufzeit und der Geschwindigkeit im Zielbereich auch den Speed an der Ausfahrt der Brückchen-Passage. Die deshalb dort aufgestellten Lichtschrankenpaare liefern der Auswertungssoftware auch die Daten zur Berechnung von zwei Sektorenzeiten. Die ausgewiesenen Werte sind höchst interessant und geben neue, tiefe Einblicke in das Geschehen auf der Piste.
Diesem wollen wir uns nun zuwenden, beginnend mit der Division I des KW BergCups National (Gruppe A/F/CTC). In der Klasse bis 1400 ccm hat Robert Maslonka mit seinem VW Polo gegen den leistungsmäßig überlegenen Fiat 500 Abarth Turbo des Luxemburgers Marcel Nipperts einen schweren Stand. Robert zieht alle Register, muss sich aber schlussendlich mit Rang zwei zufrieden geben. Eine Abteilung höher, bei den 1,6-Litern, fällt die Entscheidung erst im letzten Race-Heat zugunsten von Markus Fink (P1) im Citroen C2 VTS. Ganze 0,491 Sekunden zurück wird Andreas Gmeinder (VW Passat Gr. 2) Zweiter, Ulrich Zeitz fährt mit seinem Citroen C2 GT zu Platz drei. Bei den 2-Liter-Autos lässt ein Homburger Fahrer keinerlei Zweifel daran aufkommen, dass er auf seiner Hausstrecke unbedingt gewinnen möchte. Das ist Kai Neu, der mit seinem Ford Focus ST 170 in jedem Lauf für die Bestmarke sorgt. Er gewinnt am Ende mit 3,541 Sekunden Vorsprung vor Ralf Orth (P2/BMW 320iS E30). In der Trainingsliste ist Markus Goldbach als Dritter verzeichnet, aber in Rennlauf eins muss er mit Verdacht auf einen Motorschaden seines Renault Wiebe Megane Coupés vom Gas gehen. Eine erste Schnelldiagnose ergibt ein abgerissenes Ventil als Ursache. Damit ist der Wettbewerb für ihn vorüber, im VW Golf III 16V übernimmt Alexander Wolk sofort Position drei und verteidigt diese anschließend erfolgreich. Der Ausfall von Markus Goldbach hat auch Auswirkungen auf die Tabelle. Kai Neu liegt weiterhin an der Spitze. Vor Markus Fink, der allerdings wegen seines WolsfeldAusfalls dort nur 10 Teilnahmepunkte holen konnte. Neuer Dritter ist jetzt Ralf Orth, Robert Maslonka hat sich auf der Vier eingerichtet und Markus Goldbach ist auf Rang fünf zurückgerutscht.
Von der Division I nun weiter zum NSU-Bergpokal. Neueinsteiger Andreas Reich absolvierte 2017 in Homburg einen seiner Gaststarts, wurde dabei Zweiter. Auch in diesem Jahr zeigt er sich auf der Käshofener Straße vom Beginn an stark, zwingt Jörg Davidovic zu forcierter Gangart. Der nimmt die Herausforderung an. Im ersten Rennlauf stellt er den NSU-Streckenrekord ein, fährt in 1:27,448 aufs Tausendstel genau die Zeit, die Steffen Hofmann 2013 vorgelegt hatte. Andreas Reich braucht 0,93 Sekunden mehr für die erste Auffahrt. In Heat zwei kommt er Jörg Davidovic gefährlich nahe, lässt nur 145 Tausendstel Rückstand zu. Das veranlasst Jörg noch ein paar Kohlen nachzulegen. Mit 1:27,011 knallt er eine neue Bestmarke für die luftgekühlten Heckmotorflitzer auf den Asphalt. Damit sichert er seinen Sieg ab, den er vor Andreas Reich (P2) holt. Als Dritter steigt Uwe Schindler mit auf das Podium. Tags zuvor war er im Training noch Vierter hinter Christoph Schwarz (TP3) gewesen, im Rennen wendet sich aber das Blatt, Christoph beendet den Wettbewerb auf der Vier. Auch die Auseinandersetzung um Rang fünf bietet hohen Unterhaltungswert. Zwei Läufe lang gehört dieser Wolfgang Schwalbe, doch im letzten Run zieht Mike Vogel noch um 0,534 Sekunden an ihm vorbei. Fünfter also Mike Vogel, Sechster Wolfgang Schwalbe. Und auf Rang sieben feiert Uwe Schäf mit seinem NSU TTS eine gelungene Rückkehr auf die Bergrennstrecken. In der 1150er-Klasse der gemeinsam gewerteten Gruppen H,FS und E1 heißt der Mann des Wochenendes Jürgen Schneider. Im VW Schneider Polo 16V ist er in jeder der sechs Auffahrten am schnellsten oben und gewinnt final deutlich. In den Probegalopps und in Race-Heat zwei ist Steffen Hofmann sein nächster Verfolger. Allerdings sitzt dieser nicht im NSU TT 16V, sondern im 16-Ventiler Weißdorn Polo von Walter Voigt. Weil der NSU technisch noch nicht wieder fit ist, hat Walter sein Fahrzeug als Ersatz zur Verfügung gestellt. Steffen schafft die Umstellung vom Heckzum Frontantrieb schnell. Belohnt wird er dafür aber nicht, nach Lauf eins ist wegen eines Defekts an der vorderen linken Radnabe Schluss. Von da an sind die Rollen klar verteilt. Im Schneider Audi 50 holt sich Tobias Stegmann Klassenplatz zwei und sichert sich dazu den 1150er KW 8V-Trophy Siegerpokal, Dritter wird im Ford Fiesta Markus Werner.
Die 1,4-Liter-Abteilung sortiert ihre Plätze eins bis fünf schon am Übungssamstag fein säuberlich. Der souveräne Sieger heißt zum fünften Mal in dieser Saison Armin Ebenhöh. Mit seinem VW Minichberger Scirocco 16V agiert er zurzeit unantastbar. Aber trotz seiner komfortablen Position in seiner Klasse bummelt er in keinster Weise, erfreut die Berg-Fans mit Topzeiten, legt in der ersten Sonntagsauffahrt 1:18,903 aufs Homburger Parkett. Zweite Kraft ist erneut Franz Weißdorn (P2) im VW Polo Hayabusa. Allerdings hat er alle Hände voll damit zu tun, Nils Abb hinter sich zu halten. Im 8-Ventiler VW Schneider Polo liegt Nils am Rennende als Dritter nur 442 Tausendstel hinter Franz zurück. Markus Hülsmann bestätigt auf P4 im VW Golf 1 16V seine konstant gute Form, hinter ihm läuft Frank Lohmann im Steilheck Polo als Fünfter ein. Auf diesem Klassenrang ist er zugleich Zweiter der 1400er KW 8V-Trophy Wertung, die Nils Abb gewinnt. Der Letztgenannte zählt übrigens an der Brückchen-Passage zu den Allermutigsten. Seine 139,13 km/h sind die 1,4-LiterBestmarke und im zweiten Rennlauf der elftbeste Wert des Gesamtfeldes. Hans- Peter Wiebe sorgt in Homburg für die Rückkehr seines legendären Renault R8 Gordini, bei dieser Reaktivierung belegt er Rang neun.
Nur in der Nennliste ist die 1,6-Liter-Klasse in Homburg voll. Leider ist der 16V Opel Corsa von Andy Heindrichs immer noch nicht rennfertig, er fehlt im Fahrerlager. So bleiben nur noch Matthias Datzer (VW Golf 1 8-Ventiler) und Erwin Buck mit seinem VW Minichberger Scirocco 16V übrig. Erwin hat das sportliche Zepter stets fest in der Hand, sieht aber im letzten Race-Run die Zielflagge wegen eines Technik-Problems leider nicht. Bester 1600er ist so nach Erwins Ausfall Matthias Datzer.
Drei Premieren und beinharte, elektrisierende Fights um Sieg und Positionen sind auf der Käshofener Straße die Markenzeichen der 2000-Kubik-Fakultät. Den Erstauftritt von Christian Haringer begleitet Technik-Trouble. Sein 8-Ventiler Opel Kadett CCoupé läuft nicht auf allen vier Zylindern, nach zwei Übungsauffahrten muss er sich leider vom Bewerb zurückziehen. Die beiden anderen 2018er-Debütanten, Patrick Orth und Björn Wiebe, bleiben von solchem Unbill verschont, dürfen sich über einen tollen Einstand freuen. Schon in den Übungsauffahrten empfiehlt sich das Trio Tom Strasser (TP1), Dirk Preißer (TP2) und Patrick Orth (TP3) für die Podiumsplätze. Sie liegen innerhalb von 749 Tausendsteln zusammen. Mit etwas Respektabstand folgen Hansi Eller im VW Minichberger Corrado R als Vierter und Christian Auer als Fünfter, der im BWM 2002 auch die beste 8-Ventilerzeit markiert. Das Rennen verläuft höchst spannend. Kein Mitglied des Spitzentrios vermag sich abzusetzen, die Abstände bleiben ultraeng, Nervenstärke und Konstanz sind gefragt. Tom Strasser zeigt diese beiden Eigenschaften ganz besonders, im VW Minichberger Scirocco 16V ist er der einzige 2-Liter-Pilot, dem drei 1:16er Zeiten gelingen. Damit gehört der Sieg ihm. Dirk Preißer sichert sich im Opel Kadett C 16V Rang zwei vor dem beständig schneller werdenden Patrick Orth (P3/BMW Gerent E30), der im letzten Run das Brückchen mit 147,69 km/h nimmt. Mehr an Speed hat in dieser Schlüsselpassage nur noch Porsche Werkspilot Timo Bernhard auf der Uhr. Im 911 GT3 Cup wird er mit 148,45 Sachen „geblitzt“. Hansi Eller münzt seine viertbeste Trainingszeit zu Rennplatz vier um. Da er vom Sonntagmorgen weg Druck von Björn Wiebe verspürt, der im Renault Clio Superturisme immer flotter wird, muss er dazu alle Register ziehen. Björn liegt final als Fünfter nur 0,315 Sekunden hinter Hansi Eller. Neben Björn Wiebe hat noch einer aus den Übungs-Top-Ten über Nacht beschlossen, in den Race-Heats keinen 8V’ler vor seinem 16V Opel Kadett C zu dulden. Das ist Michi Bodenmüller, der sich Endposition sechs sichert. Dass er zwischen Lauf zwei und drei den Auspuffkrümmer seines Renners schweißen muss bringt den jungen Mann nicht aus dem Konzept. Mit 1,438 Sekunden Vorsprung schiebt er den sich heftig wehrenden Christian Auer auf die Sieben zurück. Rang acht ist die Angelegenheit von Andreas Kokor im Mk 1 Ford Escort. Als Neuntem gelingt André Scheer das fünfte Top-Zehn-Resultat der Saison 2018. Damit führt er im BMW 320iS E30 die Division II des KW Berg-Cups National weiterhin klar vor Thomas Flik (P2/Renault Clio Cup) und Jürgen Schuster (P3) an, der aus Homburg mit seinem Mazda RX-7 als Klassenzehnter abreist. Auf das 2-Liter KW 8V-Trophy Podium klettert Christian Auer als Sieger. Martin Kellndorfer flankiert ihn als Zweiter, Alexander Pleier (beide Opel Kadett C-Coupé) als Dritter. Vierter der Sonderwertung mit den roten Startnummern wird im Ford Escort RS 2000 Spezial Bernhard Lang. Was soll man zur Dieselklasse schreiben, in der Sepp Koller mit seinem Alfa Romeo 147 JTD mutterseelenallein unterwegs ist? Vielleicht, dass der 85-jährige Routinier im letzten Rennlauf eine persönliche Bestmarke von 1:37,303 hinlegt und im Training mit seinem Selbstzünder 23 zum Teil erheblich Jüngere hinter sich lässt? Wie auch immer, wir verneigen uns in tiefem Respekt und gratulieren Sepp Koller zum DieselSieg!
Im Opel Böhm Kadett C-Coupé 16V ist Günter Göser der Favorit der 3-Liter-Fraktion. Dieser Stellung wird er mit Pole-Position und Klassengewinn voll gerecht. Nicht weit hinter ihm geht der Punk ab. In ihren BMW M3 E36 beharken sich Marcel Gapp und Arno Billen wie schon in Wolsfeld nach allen Regeln der Kunst. Race-Heat eins geht an Arno. Im zweiten überholt ihn Marcel, kann sich da sogar ein Polster von 1,393 Sekunden herausfahren. Beim Finale fehlt er plötzlich. Im Vorstartbereich, kurz vor dem Vorziehen zur Startampel, erleidet das schon vorher laute Differential seines M3 einen so starken plötzlichen Zahnausfall, dass jeglicher Vortrieb weg ist. Damit rückt Arno Billen auf die Zwei vor und Michael Weber bringt als Dritter im Audi 80 Quattro seine dritte Podestplatzierung dieser Saison unter Dach und Fach. Mit seinem BMW 325i wird Ralf Kleinsorg Vierter, Rang fünf geht an Rallye-Spezialist Uwe Gropp im modernen Citroen DS3 R5. Felix Bürker sichert sich mit seiner Opel Kadett C Limo die Siegertrophäe der 3-Liter KW 8V-Trophy vor dem BMW 2002tii Alpina von KarlHeinz Schlachter (8VP2).
Beim Auftritt der Boliden mit mehr als 3000 Kubikzentimeter glaubt man einem Lauf zum ADAC GT Masters beizuwohnen. Norbert Handa sieht sich mit seinem Lancia Delta Integrale Evo vier Porsche-Boliden und einem Ferrari gegenüber. Samstags muss er sich noch hinter Porsche-Werkspilot Timo Bernhard (Porsche 911 GT3 Cup) und Herbert Stolz im Porsche 935 DP II einreihen. Am Sonntag hat Norbert Handa seinen österreichischen Widersacher mit 3,408 Sekunden fest im Griff, fährt Platz zwei heraus, verweist Herbert Stolz auf Rang drei. Vor dem gerade genannten Duo beweist Timo Bernhard seine Extraklasse, gewinnt mit 11,833 Sekunden Vorsprung überzeugend. Platz vier schnappt sich in seinem 355 GT der Schweizer Ferraristi René Ruch, Fünfter wird Jochen Stoll in einem weiteren Porsche GT3 Cup. Auf Gesamtrang sieben gewinnt Timo Bernhard die Tourenwagenwertung vor den 2- Liter Piloten Tom Strasser (TWP2), Dirk Preißer (TWP3), Patrick Orth (TWP4) und Norbert Handa auf der TW-Fünf.
Knapp drei Wochen Pause liegen nun vor uns. Erst am 28. und 29. Juli heißt es am Hauenstein „Fortsetzung folgt“. Nur eine Woche später (4./5.Aug.) wird in Osnabrück gerannt. Danach geht es Ende August ins letzte Viertel der 31. KW Berg-Cup Saison. Deshalb ist für alle NSU-Bergpokal und KW Berg-Cup Fans und Freunde nun ein exaktes Studium des Terminplanes angesagt, um möglichst oft hautnah dabei sein zu können, wenn die finalen Entscheidungen fallen. Die Zeit bis zu den nächsten Rennen kann zum Stöbern in den aktuellen Zwischenständen genutzt werden, die auf der KW Berg-Cup Homepage über „Resultate“ und „Resultate 2018“ bequem zu finden sind. Eine interessante Lektüre bieten euch sicher auch die angefügten TopSpeed-Rankings von Brückchen und Zielbereich in Homburg, die uns Thomas Stoll freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Da gibt es sicher Überraschungen zu entdecken. Und wir vom Berg-Cup e.V. würden uns sehr darüber freuen, euch auch bei den noch ausstehenden Gipfelsprints möglichst oft unter den Rennbesuchern zu sehen. Bis dann also!
Hier die schnellsten auf dem Brückchen:
Und hier die schnellsten auf der Ziellinie: