Markus Spöri sichert sich vorzeitig den Berg-Cup Rookie-Titel, Norbert Wimmer und Christian Auer gewinnen die KW 8V-Trophy. In den beiden Berg-Cup Divisionen sowie in der Youngster- und Gesamtwertung ist weiterhin alles offen, die Entscheidungen sind vertagt.

Die megastarke KW Berg-Cup Truppe sorgte bei der 44. Auflage des Int. AvD/GAMSC Bergrennens Unterfranken für beste Unterhaltung und bot einmal mehr ultraspannenden Bergrennsport der Spitzenklasse. Das Wetter griff dieses Mal nicht entscheidend ins Geschehen ein, nur am Sonntagvormittag nieselte es einmal ganz kurz und leicht. Gefahren wurde am absoluten Limit und mit vollstem Einsatz. Der nicht immer belohnt werden sollte. Das Training fand im Trockenen statt. Leider konnten wegen einiger längerer Unterbrechungen nur zwei Probedurchgänge nach oben gebracht werden. Zu wenig für manche Teilnehmer, um die optimale Abstimmung und Übersetzung für die 3 Rennläufe herauszufinden. Denn der 3,05 Kilometer lange Umpfenbacher Berg ist praktisch zweigeteilt. Der untere Abschnitt präsentiert sich technisch anspruchsvoll, gespickt mit Kehren und engen Kurven. Ab der berühmt-berüchtigten „Klinge“ folgt der Highspeed-Sektor, führt über die Honda- bis zur Zielkurve. Höchste Tourenzahlen im größten Gang sind angesagt, teilweise laufen die Rennmotoren mehrere Sekunden im Drehzahlbegrenzer. Und nicht alle vertrugen diesen „Stress“. Hier das Geschehen im Detail:

Bei den 1150ern ließ Jürgen Schneider zu keinem Zeitpunkt Zweifel an seinen Erfolgsambitionen aufkommen. Im VW Polo 16V diktierte er das Tempo, sicherte sich zum Auftakt die Trainingsbestzeit, spurtete am Sonntag zu einem klaren, ungefährdeten Start-Ziel Sieg. Unter den 8-Ventilern im Verfolgerfeld ging es enger zu. Bernd Deutsch, nach dem 1. Run nur 5., arbeitete sich konsequent bis auf Rang 2 nach vorne. Tobias Stegmann wurde Dritter. Hinter den beiden Schneider Audi 50 Piloten lief Jörg Eberle beim ersten „Roll-Out“ des überarbeiteten Fiat 127 Sturm-Evo auf P4 ein, Olaf Katrimski (Fiat Uno) wurde Fünfter. Pech für Tobias Klimsa: Getriebeprobleme am VW Polo verhindern nach dem 2. Lauf die Weiterfahrt. Zu diesem Zeitpunkt war „Berg-Tobi“ starker Zweiter.

Mit der Motivation des Hauenstein-Sieges im Gepäck reiste der Odenwälder Jürgen Gehrig zu seinem „Heim-Grand-Prix“ nach Eichenbühl an, stellte seinen Polo 16V auf die „Pole-Position“ der 1,3-Liter Klasse, legte gleich im 1. Heat ein Polster von 0,744 Sekunden zwischen sich und seinen nächsten Verfolger, Manfred Konrad im VW Corrado 16V. Dieser war zwar in den beiden folgenden Läufen minimal schneller als der Leader, konnte diesen aber nicht mehr abfangen und zeigte sich schlussendlich auch mit Rang 2 zufrieden. Armin Ebenhöh übersetzte den Minichberger Polo 16V am Freitagabend etwas länger und holte sich mit passendem Top-Speed Klassenplatz 3. André Stelberg, Klaus Bernert, Hugo Moser (alle VW Polo 16V) und Markus Spöri im schwarzen Suzuki Swift 4WD folgten auf den weiteren Positionen. Auf Rang 8 kam Helmut Götzl als schnellster 8-Ventiler Pilot ins Ziel. Auch ein Wechsel der Hinterachse am EMP-Polo nach einem Leitplankenkontakt im Training konnte den Erbendorfer nicht aus der Erfolgsspur werfen. Horst Andres und Lokalmatador Nils Abb (beide VW Polo), der mit Hilfe von Freunden sein Einsatzgerät nach dem Glasbach-Missgeschick innerhalb einer Woche wieder rennfertig machte, komplettierten das KW 8V-Trophy Siegerpodest. 4. dieser Sonderwertung wurde der Eichenbühler Christoph Hörnig (VW Polo) vor Marc-Peter Rüger im Smyrek Audi 50.

In der 1600er Klasse hieß der Sieger zum 5. Mal in dieser Saison Hans Paulitsch im Minichberger Scirocco. Der Vorarlberger Kfz.-Service Techniker legte nach der Trainingsbestzeit im Rennen eine beständige Serie von 1:26er Zeiten hin und gewann unangefochten. Helmut Maier schob sich auf seinem Spiess Golf 16V im 2. Durchgang an Tobias Auchter im Zöllner Corsa 16V vorbei auf Rang 2, festigte diese Position im Finale, genauso wie „Stift“ Auchter seinen 3. Platz. Der Heidelberger „16V Golfer“ Thorsten Brunner und der Belgier Werner Heindrichs (Opel Veytal-Corsa) folgten im Klassenranking. Stefan Faulhaber, nach dem 1. Lauf noch 4., beendete den Wettbewerb auf seinem Risse Kadett auf P6 der Klasse, war zugleich schnellster und leider auch einziger 1,6-Liter 8-Ventiler.

31 Starter, die 3 Schnellsten im Training innerhalb von 0,116 Sekunden – nicht zu Unrecht wird die Klasse bis 2000 ccm auch die Königsklasse der Gruppe H genannt. Alle erwarteten für das Rennen gespannt einen harten Dreikampf zwischen Mario Minichberger, Sebastian Schmitt und Dieter Rottenberger. Dieser reduziert sich aber bereits in der 1. Auffahrt zu einem Duell. Der Lokalmatador Dieter Rottenberger aus Burkardroth knallt mit dem BMW 318i STW mit 1:23,209 die Bestzeit hin. Im Windschatten folgt – nur 7 Hundertstel Sekunden zurück – der Scirocco von Mario Minichberger. 0,93 Sekunden hinter dem Leader kreuzt Peter Naumann im Polo „Supercharger“ die Ziellinie und ist Dritter. Der Sieger der beiden letzten Berg-Cup Läufe in Oberhallau und Glasbach, Basti Schmitt im Gerent Kadett, reiht sich mit 1,77 Sek. Rückstand auf P4 ein. Dann die Vorentscheidung im 2. Wertungslauf. Die beiden Führenden können ihre Zeiten aus dem 1. Run nicht wiederholen, Kfz.-Meister Mario Minichberger ist aber der Konstantere und presst den 302-PS-Scirocco mit 0,36 Sek. Vorsprung an die Spitze, Peter Naumann bleibt 3. vor Sebastian Schmitt und Youngster Marco Fink im BMW 320 WTCC. Diese Reihung hat bis Rennende Bestand. „Super Mario“ Minichberger baut seine Führung mit einer weiteren 1:23er Zeit auf 1,66 Sek. aus, Peter Naumann kommt noch bis auf 0,78 Sek. an Dieter Rottenberger heran. Sebastian Schmitt kann überraschenderweise zu keiner Zeit in den Spitzenkampf eingreifen, liegt zum Schluss 1,88 Sek. hinter Peter Naumann zurück. Die Top-Ten komplettieren Marco Fink, der als punktbester Berg-Cup Youngster des Wochenendes zusätzlich mit dem „Sofort-Hunderter“ belohnt wird, Björn Wiebe (Renault Clio), Michael Rauch (Briegel Kadett 8V), Thomas Flik (Renault Clio), Werner Weiss (Zakspeed Escort BDA) und Jens Weber im 16V Kadett C-Coupé. Auf das Siegerpodest der 2-Liter KW 8V-Trophy fahren in dieser Reihenfolge Michael Rauch, Christian Auer (BMW 2002) und Manfred Köbele im Opel Kadett. Alex Konstanzer (Opel Kadett) holt sich P4 vor dem Opel Ascona B von Christian Ehret.

Die Gruppe H über 2 Liter Hubraum ist fest in der Hand des Duderstädters Markus Wüstefeld. Er gewinnt im ex-DTM AMG Mercedes 190E Evo 2 souverän vor Maximilian Bachmann im BMW 325 und Norman Struckmann im Ford Escort Cosworth, der sich nach einem Problem im 2. Heat doch noch P3 holen kann.

Überlegen präsentierte sich in der Gruppe FS/E1-Bergrennen/E2-SH bis 2000 ccm der Allgäuer Günter Göser im Opel Kadett 16V. Hinter dem klaren Sieger liefen Jürgen Schuster im Wankelmotor Mazda RX-7 und der Schweizer Golf-Pilot Stefan Grünig im Ziel ein.

Obwohl seit einer Woche als Deutscher Bergmeister der Tourenwagen feststehend zeigte sich Reto Meisel im Mercedes-Benz RM1 V8 in der großen TW-Klasse bestens aufgelegt und tatendurstig wie immer. In den Läufen 2 und 3 verfehlte der Schweizer seinen eigenen Tourenwagen Streckenrekord aus dem Jahr 2007 nur denkbar knapp, haderte dabei etwas mit seinen Starts. Aber der Sieg in der Tourenwagenwertung und Rang 2 im Gesamtklassement waren nie in Gefahr. Erstmals lief der ex-DTM Opel Vectra V8 des Neu-Eichenbühlers Norbert Brenner ohne Probleme. Prompt gelangen ansprechende Zeiten, die Test- und Vorbereitungsphase mit dem 2004er Ex-Timo-Scheider-Boliden liegt im Plansoll. P2 bei den Fahrzeugen „mit Dach“ und Rang 3 Over-All sind ein erster zählbarer Erfolg. Beständige Läufe unter 1:20 brachten den Innsbrucker Kaufmann Herbert Stolz im Porsche 935 DPII am Kitzinger Klaus Hoffmann im Opel Astra V8 DTM vorbei auf P3 der Tourenwagen.

Im KW Berg-Cup fielen in Eichenbühl erste Entscheidungen. Markus Spöri ist der Neueinsteiger des Jahres. Der Suzuki Pilot kann in der Tabelle nicht mehr eingeholt werden. Um die weiteren Podestplätze wird es ein spannendes Finish zwischen Beatrice Flik, Patrick Orth, Stefan Grünig und Manfred Bläsius geben.

Auch die KW 8V-Trophy hat ihre Sieger, die Plätze 1 und 2 stehen fest. Norbert Wimmer verteidigt – diesmal zusammen mit Team Partner Christian Auer – seinen Vorjahreserfolg im BMW 2002. Michael Rauch ist im Briegel Kadett der „8V-Vize“ 2011. Beste Chancen auf den 3. Stockerlplatz besitzt Helmut Götzl (VW EMP Polo). Da der momentane 3., Bernd Deutsch, nicht auf der Starterliste des nächsten Rennens im österreichischen St. Agatha steht, muss Helmut vor allem auf Tobias Stegmann / Stefanie Deutsch, Manfred Köbele und Olaf Katrimski / Hans-Joachim Schmidt achten. Stefan Faulhaber, nach Glasbach noch KW 8V-Trophy 3., sind leider die 8-Ventiler Konkurrenten in seiner 1600er Klasse ausgegangen. Deswegen kann er nicht wie gewohnt punkten und hat auch nicht für Österreich genannt.

Alle anderen Wertungen sind noch völlig offen. Die nächsten Berg-Cup Rennen am 24./25. September in St. Agatha/A und am 01./02. Oktober in Mickhausen entscheiden alles. Eine zusätzliche Unbekannte bringt die Regelung ins Spiel, dass von den 10 Berg-Cup Rennen 2011 nur die besten 8 Resultate jedes Fahrers bzw. Teams gewertet werden. Fest steht: Niemand kann sich eine Schwäche erlauben. Bei den Youngstern dürfen noch 3 Fahrer Titelhoffnungen hegen: André Stelberg, der als Einziger bereits 8 Top-Resultate sein Eigen nennt, Björn Wiebe und Marco Fink.

In der Division I heißt der Favorit nun Hans Paulitsch. Vorausgesetzt, ihm gelingen noch zwei weitere Spitzenergebnisse. Sonst rückt Manfred Konrad in den Fokus. Der Corrado Pilot braucht nach dem Glasbach Ausrutscher zumindest ein, besser zwei weitere Podestplätze. Die würden auch Markus Spöri gut tun, um die Punkte von Eschdorf und Oberhallau zum Streichergebnis zu machen. Das Wetter könnte dabei eine entscheidende Rolle spielen. Der im Zwischenklassement führende André Stelberg kann nach 8 starken Vorstellungen beruhigt ins Finale gehen, kann nichts mehr verlieren sondern nur noch dazu gewinnen. Routinier Helmut Maier bringt selbst bei zwei weiteren Superplätzen seine 47,5 Punkte aus Luxemburg in die Endwertung ein – sicher kein Vorteil. Franz Weißdorn hat der Trainings-Motorschaden von Eichenbühl zurück geworfen. Jürgen Schneider / Thomas Stelberg sind die Sieganwärter in ihrer 1150er Klasse. Die Frage ist allerdings, wie viel Starter sie in dieser bei den ausstehenden Events noch haben werden, da die Teilnehmerzahl ein Faktor der Punktevergabe ist.

„Vorteil und 1. Matchball für Hansi Eller / Mario Minichberger.“ So kann man die Situation in der Division II und in der Gesamtwertung überschreiben. Das Handicap des Scirocco Duos: Sie haben erst 7 Resultate auf dem Konto, können trotz 3 Klassensiegen erst nach dem nächsten Top-Erfolg durchatmen. Dieter Rottenberger hat es da besser. Achtmal schon konnte er hohe Zähler einfahren. Allerdings kann er aus beruflichen Gründen nicht in St. Agatha starten, kann sein Punktekonto nur noch in Mickhausen aufstocken. Dirk Preisser braucht nach dem Unterfranken-Ausfall unbedingt noch ein Erfolgsergebnis, muss die Defekthexe ab sofort zu Hause lassen. Auf der Rechnung haben sollte man noch Peter Naumann. Er könnte mit dem aufgeladenen Polo sogar noch ganz an die Spitze fahren, braucht aber dazu die eigene Höchstleistung und ein Schwächeln der vor ihm liegenden Fahrer. Chancen auf einen Divisions-Podestplatz besitzen noch Björn Wiebe und Marco Fink. Für die drei Siegerkränze in der Gesamtwertung sind auch die Favoriten aus der Division I zu beachten. Allerdings gibt es für die nur ein echtes Erfolgsrezept: Eigene Stärke bei gleichzeitiger freundlicher Hilfe der Mitbewerber.

Das Spannungsbarometer im KW Berg-Cup steht in seiner 24. Saison nach wie vor auf einem absoluten Hoch. Nach St. Agatha gibt es die nächste Zwischenbilanz. Aber alles deutet darauf hin, dass die Top-Entscheidungen erst beim großen Berg-Saisonfinale in Mickhausen fallen. Und da sollte man unbedingt dabei sein. Live vor Ort natürlich.

 





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