Höchste Spannung und ultraknappe Entscheidungen in allen Klassen. Und nur wer im „Eiskanal“ wirklich cool blieb hatte eine Chance auf echten Erfolg.
„Eine Legende kehrt zurück.“ Nach 20 Jahren Pause. Unter dieses Motto hatten die Macher der RSG Altensteiner Oberland rund um Marcus Malsch das 16. Int. ADAC Glasbachrennen gestellt. Die Rückkehr nach harter Arbeit und hohen Investitionen war absolut eindrucksvoll. Nagelneuer, jungfräulicher Asphalt, höchster Sicherheitsstandart, modernste Streckensicherung, tolle Organisation, freundlicher Umgangston und ein offener, herzlicher Empfang in Steinbach schufen eine positive Atmosphäre. Die FIA, der DMSB, der KW Berg-Cup und weitere Berg-Rennserien erkannten das vorbildliche Engagement. Und belohnten es gleich bei der Erstauflage mit Prädikaten bis hin zur FIA Int. Hill Climb Challenge und zum FIA European Hill Climb Cup, würdigten damit auch den hohen Einsatz der Thüringer Truppe für das von 2005 bis 2009 durchgeführte Rennsteig Bergrennen. Die Fahrer zeigten sich von der Strecke beeindruckt und angetan zugleich. „Selektiv, schnell, schön, eine echte Herausforderung, die keine Fehler verzeiht.“ Diese Prädikate waren sofort im Gebrauch. Dazu das Wort „Eiskanal“. Wegen der vielen Leitplanken und Beton-Leitelemente. 2012 wird die nächste Glasbach Evo-Stufe gezündet, die Strecke auf volle 5,5 Kilometer verlängert. Und ist dann bereit für das allerhöchste Berg-Prädikat.
Das Training fand bei besten Bedingungen statt. Trotz Unterbrechungen konnten die 4 geplanten Läufe durchgezogen werden. Am Ende hatte man sogar noch Luft im Zeitplan, war 30 Minuten vor dem auf 18:00 Uhr angesetzten Ende fertig. Schwierig gestaltete sich nur der erste Durchgang. Der einen Paukenschlag beinhaltete: Holger Hovemann schlug mit dem Risse Kadett bei Posten 7 heftig in die Böschung ein und rollte sich anschließend über das Dach ab, zurück auf die Straße. Die Folgen: Rippenprellungen beim Berg-Cup Rekord-Champion und eine irreparabel beschädigte Opel Karosse. Eine erfolgreiche Titelverteidigung ist damit in weite Ferne gerückt, vermutlich sogar unmöglich geworden.
Am Renntag kam dann wieder einmal alles anders als man denkt. Niederschläge waren zwar für den Abend vorausgesagt, kamen aber schon über Nacht. Regenreifen also im 1. Run. Danach trocknete es rasch auf, es wurde bedingungslos Gas gegeben, die Zeiten kräftig nach unten korrigiert.
Bei den 1150ern stellte sich die Frage: Wie wird der im Moment einzige aktive 16V dieser Klasse abschneiden? Das Schneider Polo Coupé, dieses Mal wieder von Thomas Stelberg pilotiert. Die Antwort: Gut, auf Rang zwei. Sieger Bernd Deutsch musste im Schneider Audi 50 GL am absoluten Limit fahren um nach 4 Läufen über je 2,17 km 1,182 Sekunden Vorsprung ins Ziel zu retten. Einen überzeugend starken Auftritt hatte Stefanie Deutsch (Schneider Audi 50), die sichere 3. wurde.
Beste Bergrennsport Werbung dann bei den 1,3 Litern, die sich schon im Training gegenseitig zu Bestleistungen trieben. Und dabei schneller unterwegs waren als die 1600er! Am Sonntag nutzte Markus Spöri die Gunst der nassen Stunde, setzte sich in Lauf 1 an die Spitze, fuhr im Suzuki Swift 4WD ein Polster von 1,44 Sek. auf die Verfolger André Stelberg und Armin Ebenhöh (beide Polo 16V) heraus. Wer nun dachte, auf trockener Piste wird der Allrad Suzuki schnell nach hinten durchgereicht, der irrte gewaltig. Denn Markus Spöri verteidigte seine Führung mit vollstem Einsatz. Im 2. Durchgang schob sich Franz Weißdorn (Polo 16V) auf Platz 2 nach vorne, verdrängte Schwiegersohn Armin Ebenhöh auf P3 und André Stelberg – den Berg-Cup Youngster des Wochenendes – auf Rang vier. Im 3. Run konterten diese mit Superzeiten. Neue Reihung: Spöri – Ebenhöh – Stelberg. Noch 0,77 Sek Vorsprung für den schwarzen Suzuki. Armin und André blasen zum finalen Angriff, gehen ans absolute Limit. Armin Ebenhöh bezieht die Streckenbegrenzungen mit in die Ideallinie ein, touchiert kurz, bleibt unbeirrt auf dem Gas, fährt eine Wahnsinnszeit. Und gewinnt, 0,37 Sek. vor Spöri. Der wird hauchdünn 2., André fehlen lediglich 66 Tausendstel auf ihn. Der erstmals erfolgreiche Minichberger Polo 16V wird liebevoll auf „Maxl“ getauft, stilecht mit Weißbier. Manfred Konrad legt sich im VW Corrado mit der Streckenbegrenzung an und muss nach Lauf 3 die Segel streichen. Bitter für den bisherigen Leader der Division I. Die Routiniers Franz Weißdorn, Hugo Moser und Klaus Bernert belegen in dieser Reihenfolge die Plätz 4 bis 6. Helmut Götzl gewinnt als 7. die 8-Ventiler Wertung, Raimund Eirich wird 2. (beide VW Polo).
Augenreiben bei den 1600ern. Stefan Faulhaber geht mit dem 8-Ventiler Risse Kadett in Führung! Verkehrte Welt? Nur kurz. Im 2. Run stellen Gaststarter Thomas Klingelberger (VW Polo Kit-Car) und Hans Paulitsch im Minichberger Scirocco die gewohnte Hackordnung wieder her, Stefan ist nun dritter. So bleibt es bis zum letzten Durchgang. Dann wird auch Thomas Klingelberger der „Eiskanal“ zu eng. Er berührt die Streckenbegrenzung, beschädigt den Polo, fährt winkend zum Ziel weiter, verliert bei dieser Aktion rund 45 Sekunden. Der Sieg gehört dem Vorarlberger Hans Paulitsch. Im Schlussprint spurtet Tobias Auchter im Zöllner Corsa noch auf Platz zwei. Stefan Faulhaber wird 3., gewinnt die KW 8V-Trophy Wertung seiner Klasse.
Bestens aufgelegt präsentiert sich der aktuelle Leader der Berg-Cup Gesamtwertung, Dirk Preisser, bei der ersten Auffahrt. Im 2-Liter Frank Kadett 16V legt der Unternehmer aus Winnenden-Baach die schnellste Zeit hin, knapp vor Regenspezialist Marco Fink (BMW 320 WTCC) und Dieter Rottenberger im BMW 318i STW. Sebastian Schmitt beendet den 1. Lauf als 6., 1,26 Sekunden hinter dem Führenden. Dann dreht der 26-jährige Meister für Heizungsbau und Gas-Wasser-Installation voll auf, brennt im Gerent Kadett eine Serie von 57er Zeiten in den frischen Glasbach Asphalt. Nach Heat 2 heißt die Reihung Dirk Preisser – Hansi Eller – Sebastian Schmitt. Die Top-Fünf liegen innerhalb von 0,779 Sekunden, 57 Tausendstel sind es von P1 bis P3! Lauf 3 bringt Probleme für Hansi Eller, Aussetzer plagen den Minichberger Scirocco, er rutscht auf Rang 8 zurück. Sebastian Schmitt ist jetzt auf Siegkurs, liegt um 1,11 Sek. vorne. Dieter Rottenberger ist an Dirk Preisser vorbei gegangen, der nun 3. ist. Im Finaldurchgang baut Basti Schmitt seine Führung aus. Dahinter ist nochmals Platztausch angesagt. Dirk Preisser holt sich Platz 2 zurück, Dieter Rottenberger – der schon 1991 im BMW M3 am Glasbach unterwegs war – wird dritter. Der Niederbayer Roman Sonderbauer holt sich im Risse Kadett P4. Kfz.-Meister Hansi Eller gibt im nun wieder rund laufenden Minichberger Scirocco alles, setzt als einziger neben Sebastian Schmitt eine 57er Zeit, beendet das Glasbach Rennen als fünfter. Marco Fink, Norbert Wimmer im BMW 2002 8-Ventiler, Björn Wiebe (Renault Clio), Michael Rauch (Briegel Kadett 8V) und Jens Weber im 16-Ventiler Kadett komplettieren die Top-Ten. Manfred Köbele (Opel Kadett), Manfred Bläsius im BMW 320 und Opel Ascona Fahrer Christian Ehret belegen die Plätze 3 bis 5 in der 8-Ventiler Wertung der 2-Liter Klasse. Berg-Cup Rookie Bea Flik wird 16. und sichert sich im Renault Megane Cup den Glasbach Damenpokal.
Die Gruppe H über 2 Liter Hubraum ist eine klare Angelegenheit für Markus Wüstefeld im AMG Mercedes 190E Evo II. BMW M3 Pilot Bernhard Permetinger aus Österreich wird 2. vor dem „Cossie“ von Norman Struckmann.
Einen starken Auftritt haben die Gäste vom Czech National Team in den Klassen der Gruppe E1: Vladimir Vitver gewinnt souverän im Lotus WR bei den 2-Litern, Dan Michl im Michl Speedster 2.8 in der großen Klasse vor Norbert Handa im Lancia Delta Integrale Evo 3.
Reto Meisel ist Sieger in der Gruppe E2-SH. Auf Rang 3 der Gesamtwertung ist er auch der schnellste Tourenwagen. Dan Michl – im 1. Lauf im wendigen Speedster noch vor Reto zu finden – hat dessen Aufholjagd im Mercedes 190 RM1 V8 nichts entgegen zu setzen. Der schnelle Schweizer sichert sich in der Deutschen Bergmeisterschaft der Tourenwagen weitere 60 Zähler. Damit ist er in den beiden letzten DBM Läufen nicht mehr einzuholen und kann seinen 3. Meistertitel an Deutschlands Bergen feiern.
Im KW Berg-Cup ist nach wie vor nichts entschieden. In der Division I ist nun André Stelberg der Leader. Vor Franz Weißdorn und Manfred Konrad. Drei Rennen stehen noch aus. Die 8 besten von insgesamt 10 Wettbewerben pro Fahrer bzw. Team werden gewertet. Der Blick in die Tabelle ist also nur eine Momentaufnahme. Mehr als eine Handvoll Namen kommen noch für einen Podestplatz in Betracht. Ähnliches gilt für die Division II und die Gesamtwertung. Die Entscheidung wird also in Unterfranken, St. Agatha und Mickhausen fallen. Auf der Strecke, so wie es sich für eine hochkarätige Meisterschaft gehört. Die KW 8V-Trophy läuft auf ein Duell zwischen Norbert Wimmer/Christian Auer und Michael Rauch hinaus. Mit Vorteil für das BMW Team. Stefan Faulhaber ist aktuell 3., hat diesen Platz aber noch nicht sicher. Bernd Deutsch, Tobi Stegmann/Steffi Deutsch, Manfred Köbele und Helmut Götzl sind nahe dran. Das Führungstrio bei den Berg-Cup Youngstern bilden André Stelberg, Björn Wiebe und Marco Fink. Diese drei werden den Titel unter sich ausmachen. Nur bei den Rookies konnte sich Markus Spöri deutlich absetzen. Um die weiteren Podestplätze wird es eng. Denn die nächstplatzierten Beatrice Flik, Stefan Grüning, Patrick Orth und Manfred Bläsius trennen nur wenige Punkte.
Die Spannung im KW Berg-Cup knistert, ist zu spüren, fast mit den Händen zu greifen. Die nächste Station ist in Unterfranken, das 44. Int. AvD/GAMSC Bergrennen steht auf dem Programm. Wann? Schon am kommenden Wochenende, am 10. und 11 September.