Die bisherigen Spitzenreiter beider Divisionen wurden von der Technik ausgebremst und schieden bereits im 1. Rennlauf aus. In den sieben Klassen des KW Berg-Cups trugen sich vier neue Namen in die Siegerlisten ein. Das wechselhafte Wetter in der Rhön brachte zusätzliche Würze ins Renngeschehen. Corrado-Pilot Manfred Konrad (Div. I) und Dirk Preisser im Frank-Kadett (Div. II und Gesamt) sind die neuen Führenden.

Trocken – nass – trocken. So die Kurzbeschreibung. Dem sonnigen Training am Samstag folgte am Abend der Regen. Profilierte Reifen waren für den ersten der drei Rennläufe angesagt. Nach diesem gestaltete sich das Wetter freundlicher, die 4,2 Kilometer lange High-Speed Strecke von Hausen hinauf zur Hochrhön-Straße trocknete rasch ab. Auf Slicks wurden die Trainingszeiten dann zum Teil deutlich unterboten. Und die Ergebnisliste enthielt einige Überraschungen.

Das begann bereits in der 1150 Kubikzentimeter Klasse. Homburg-Sieger Olaf Katrimski haderte mit kleineren Technik Problemen am Fiat Uno, konnte seine Regen-Qualitäten am Sonntagmorgen daher nicht ausspielen und landete auf Rang vier. Besser lief es für Tobias Stegmann und Bernd Deutsch (beide Schneider Audi 50), die sich in dieser Reihenfolge über Platz drei und zwei freuen durften. Vorneweg aber tobte überlegen Jürgen Schneider im zurzeit einzigen 1150er 16-Ventiler. Befreit von den Getriebeproblemen der ersten Saisonrennen konnte er die Power des von ihm selbst aufgebauten Motors mit Motorrad-Zylinderkopf voll ausspielen und holte beim erst vierten Start des 16V Polos Klassensieg Nummer eins.

Ähnliches bei den 1,3 Litern. Jürgen Gehrig hatte – erstmals nach der Umrüstung seines Polos auf Motorrad-Zylinderkopftechnik – ein problemfreies Wochenende. Der Odenwälder setzte in Lauf 1 und 2 die schnellsten 1300er Zeiten, sicherte seinen Klassenerfolg dann mit einem souveränem 3. Run ab. Der Niederbayer Hugo Moser (VW Polo 16V) fuhr aggressiv auf Platz zwei. Manfred Konrad kam im VW Corrado 16V erst gegen Rennende richtig in Fahrt und wurde Dritter. Vierter dann André Stelberg im Schneider Polo 16V, der sich mit einer tollen Regenzeit gegen den Trainingsschnellsten, Franz Weißdorn (Polo 16V/P5), behaupten konnte. Als „Trostpflaster“ blieb „Mister Berg-Cup“ die schnellste 1300er Einzellaufzeit des Wochenendes, erzielt im 3. Heat. Auf Klassenplatz 7 war der Erbendorfer Helmut Götzl im EMP-Polo einmal mehr der schnellste 8-Ventiler Pilot. Gleich bei seiner Berg-Cup Premiere überzeugte der Büchlberger Slalom-Spezialist Christoph Bauer (VW Polo) als 2. der 8V-Wertung mit einer makellosen Vorstellung. Rang drei ging an Youngster Nils Abb in einem weiteren Polo. Markus Spöri hatte nach zwei Klassensiegen in Folge diesmal die Defekthexe an Bord seines Suzuki Swift 4WD. Im Training ließ sie nur einen Lauf zu. Der Fehler wurde im OT-Geber vermutet. Der „eingeflogene“ Ersatz brachte keine Besserung. Ausfall in Rennlauf eins. Ein Schicksal, dass er mit Berg-Cup Urgestein Martin Kleiner (Motorschaden) teilte. Markus verliert die Führung in der „kleinen“ Division, fällt auf Position 7 zurück, behält aber Platz 1 in der Rookie-Wertung. Manfred Konrad, André Stelberg und Bernd Deutsch führen zurzeit in dieser Reihenfolge die Hitliste der Division I an.

Kameradschaft wird im Berg-Cup groß geschrieben. Denn seinen 3. Platz in der 1600er Klasse verdankt der Belgier Werner Heindrichs seinen Kollegen Tobias Auchter und Lutz Hesse, die den Veytal-Corsa nach einem Schalthebelbruch im Training mit viel Einsatz wieder flott machten. So flott, dass Tobias Auchter (Zöllner-Corsa) mit Rang 4 vorlieb nehmen musste. „Golfer“ Lutz Hesse belohnte sich mit dem Sieg in der 1600er KW 8V-Trophy selbst für seine Reparaturleistung am Heindrichs Corsa. Stefan Faulhaber gelang im Risse-Kadett Platz 2 dieser Subwertung vor Berg-Cup Rookie Mario Nowaczyk im Misczyk-Golf. Und ganz vorne? Zwei bekannte Größen: Der Vorarlberger Kfz.-Service-Techniker Hans Paulitsch hatte nach dem Homburg-Flop seine Reifenpalette um Regenpneus erweitert und stürmte im bärenstarken Minichberger-Scirocco ungefährdet zum Klassensieg. Daran konnte auch der mit vollem Einsatz fahrende Passauer Versicherungskaufmann Helmut Maier im Spiess Golf 16V nichts ändern. Mit Platz zwei und tollen Zeiten holte er das Maximum aus sich und seinem Paket heraus.

Ungewohntes Trainingsbild in der Zweiliter-Klasse. Denn „Gelegenheitsfahrer“ Mario Minichberger setzte im silbernen Scirocco die Bestzeit. Vor Dieter Rottenberger, Ralf Kroll, Holger Hovemann und Dirk Preisser. Lokalmatador Sebastian Schmitt musste sein C-Coupé mit Motorproblemen bereits nach 2 Kilometern abstellen. Sonntags, im 1. Rennlauf, überschlagen sich dann die Ereignisse. Peter Naumann stürmt auf feuchter Piste mit einem furiosen Lauf im aufgeladenen VW Polo an die Spitze des Feldes, führt vor Mario Minichberger und Dirk Preisser. Top-Favorit Holger Hovemann schleppt sich im Risse Kadett nur mit Mühe ins Ziel, verliert jede Menge Zeit. Sein Team hatte noch am Samstag nach dem Training wegen leicht erhöhter Wassertemperatur vorsorglich die elektrische Kühlflüssigkeitspumpe erneuert. Nun wird ein Schaden an der Zylinderkopfdichtung vermutet, der siebenfache Berg-Cup Gesamtsieger meldet sich vom Rennen ab. Dadurch Rücksturz in der Division II auf Platz fünf. Im 2. Run bläst Kfz.-Meister und Tuner Mario Minichberger zum Angriff, treibt den 300 PS Scirocco in 1:54,622 über die 4,2 Kilometer. Der Lohn: Absolute 2-Liter Bestzeit und Führung in der Klasse. Und noch einer dreht mächtig auf: Dieter Rottenberger verbessert sich bei seinem „Heim-Grand-Prix“ von Rang 5 auf die 3. Position, liegt jetzt 0,822 Sekunden hinter dem Zweiten, Peter Naumann. Doch damit gibt sich der Verkaufsleiter aus Burkardroth im BMW 318i STW noch nicht zufrieden. Mit einer explosiven Fahrt zieht er im 3. Heat unaufhaltsam an Peter Naumann vorbei, während ganz vorne „Super-Mario“ Minichberger den Klassenerfolg souverän und nervenstark absichert. Eine Glanzleistung des Mannes aus Niederstaufen und seiner Truppe: Erster Klassensieg des neuen, verbesserten Scirocco bereits beim dritten Bergeinsatz. „Die harte Arbeit an diesem Auto hat sich absolut gelohnt“ bilanziert Mario hochzufrieden. Auch hinter den Podestplätzen wird in der mit 26 Autos hervorragend besetzten Klasse nach Herzenslust verbissen um jede Position gefightet. Schlussendlich wird Dirk Preisser im Frank Kadett 16V Vierter. Bunt gemischt geht es weiter: Clio Pilot Björn Wiebe holt Platz 5, Roman Sonderbauer erkämpft im Risse Kadett Rang sechs. Die Top Ten komplettieren Marco Fink (BMW 320 WTCC), André Wiebe im Renault Megane Maxi, Thomas Flik (Renault Clio) und Werner Weiss im Zakspeed-Escort. Erfreulich: Unter den „Großen Zehn“ befinden sich 3 Berg-Cup-Youngster. Björn Wiebe sichert sich mit maximalen Junior-Punkten den Berg-Cup Sofort-Hunderter, festigt die Youngster-Pole-Position vor Marco Fink und André Stelberg. Auf Klassenrang 11 bereits der schnellste 8V’ler: Christian Auer im BMW 2002 von Teampartner Norbert Wimmer. Michael Rauch sprintet im Briegel Kadett auf Platz 2, Dritter der 2-Liter 8-Ventiler wird, ebenfalls auf Opel Kadett, Manfred Köbele. Auer/Wimmer bauen den Vorsprung in der KW 8V-Trophy damit aus. Ihre nächsten Verfolger sind Michael Rauch und Audi 50 Pilot Bernd Deutsch.

Schnell erzählt ist die Geschichte der Gruppe H über 2 Liter Hubraum: Der Eichsfelder Auto- und Reifenhändler Markus Wüstefeld im ex-DTM AMG Mercedes 190 kam, fuhr und siegte souverän. Vor dem Allgäuer Siegfried Hauff (Opel Kadett) und Maximilian Bachmann im BMW 325i.

Bleiben noch die Klassen der Gruppe FS/E1-Bergrennen und E2-SH. Bei den 2-Litern wurde eigentlich der junge Saarländer Gino Kruhs (Renault Megane 16V) aufgrund der am Renntag herrschenden Bedingungen als Favorit gehandelt. Aber Routinier Bernd Frank aus Rinteln im ex-Johnny-Cecotto BMW 320 STW ließ sich nicht beirren, setzte sich von Anfang an an die Spitze und gewann vor Gino Kruhs und dem Schweizer Stefan Grüning im VW Golf.

Reto Meisel beherrschte im Mercedes RM 1 V8 die Klasse über 2000 ccm und die Tourenwagen-Wertung klar, war unantastbar in einer eigenen Liga unterwegs. Auch auf nasser Fahrbahn. In absolut sehenswerter Manier fuhr er im Gesamtklassement bis auf Platz 2 nach vorne, nur Uwe Lang im Gruppe C Sportwagen Osella PA 20/S war schneller. Alle anderen hatte der Schweizer Automobilkaufmann aus Leuggern sicher im Griff, baute seine Führung in der Deutschen Automobil-Berg-Meisterschaft für Tourenwagen weiter aus. Stark präsentierte sich der Kitzinger Klaus Hoffmann im Opel Astra DTM V8: Platz 2 nach einer blitzsauberen Vorstellung trotz mangelnder Rennpraxis. Respekt. Der amtierende Deutsche Meister Norbert Handa beendete sein Rhön-Wochenende mit Rang drei. Mehr scheint im Moment mit dem Lancia Delta Integrale trotz aller Motivation nicht machbar zu sein. Norbert Brenner, erstmals im ex-DTM Opel Vectra am Berg unterwegs, war im Training drittschnellster Tourenwagen. Im Rennen verzichtete er auf den 1. Lauf, im 2. drehte er sich beim Anbremsen der Jopp-Kurve innen in die Wiese, beendete danach den Wettbewerb.

Der neue Zwischenstand in der Gesamtwertung entspricht dem der Division II: Dirk Preisser führt vor Peter Naumann und Björn Wiebe. Im KW Berg-Cup bleibt die Spannung in allen Wertungen also knisternd hoch, der Druck auf die Favoriten und Titelverteidiger nimmt zu. Zeit sich auszuruhen gibt es nicht. Denn bereits am kommenden Wochenende (13./14.08.) geht es in der Borgloher Schweiz beim 44. Osnabrücker ADAC Bergrennen wieder um wichtige, vielleicht schon entscheidende Punkte.





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