„Die Legende lebt.“ Das war der Slogan des Glasbachrennens 2011 bei der Reaktivierung der Traditionsstrecke nach 20-jähriger Pause in der Sprint-Kurzversion mit knapp über 2 Kilometern. Heuer warb man in Südthüringen mit der modernsten Bergrennstrecke Europas, die aktuell die längste in Deutschland ist. Mit nun vollen 5,5 Kilometern, mit 33 selektiven Kurven unterschiedlichster Radien – teils flüssig kombiniert - und einer Schikane ausgestattet. Um es vorweg zusammen zu fassen: Alle waren von der Langstrecken-Premiere restlos begeistert, Fahrer und Fans gleichermaßen. Dem Rennkurs und der Mannschaft der RSG Altensteiner Oberland rund um Marcus Malsch, die bei der Vorbereitung und Durchführung des 17. Int. ADAC Glasbachrennens schier Unglaubliches geleistet haben, wurde höchstes Lob und neidlose Anerkennung zuteil.
Drei Läufe pro Tag waren vorgesehen. Am Samstag wurden daraus zwei. Heftigster Regen und schlechte Sicht erzwangen zu Beginn des dritten Durchganges den Trainingsabbruch. Der Rennsonntag bot dann alle erdenklichen Varianten von Streckenkonditionen. War Lauf eins noch ein echtes „Wet-Race“, so begann es im zweiten Heat aufzutrocknen. Zunächst nur auf der Ideallinie, später mehr und mehr. Dieser Trend setzte sich im finalen dritten Run verstärkt fort, die Reifenwahl geriet –einmal mehr in dieser Saison – zum Pneu-Roulette, mit Jetons in Form von Regen, Intermediate- und Slickreifen, gespielt wurde damit um Erfolge, Pokale und Punkte. Apropos Punkte: Außer zu den „üblichen“ Prädikaten gab es beim Glasbachrennen 2012 auch Zähler zu FIA Hill-Climb Challenge und Cup sowie zur tschechischen Bergmeisterschaft zu holen. Letzteres übrigens erstmals bei einer Veranstaltung in Deutschland.
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Betrachten wir nun das Geschehen in den Klassen des KW Berg-Cups, beginnend mit der 1150er Fraktion der Gruppe H. Bernd Deutsch setzte im Schneider Audi 50 die Trainingsbestzeit, gefolgt von Jürgen Heßberger (Fiat 127 Sport) und Robert Bauer im VW Polo 16V. Im Rennen setzte sich dieser dann zuerst langsam, dann aber immer deutlicher von seinen Klassenkonkurrenten ab und gewann mit fast 20 Sekunden Vorsprung unangefochten. Seine Verfolger wechselten sich auf den Positionen ab, bis einschließlich Lauf 2 hieß der hartnäckigste davon Jürgen Heßberger, der allerdings im dritten Run nicht mehr antreten konnte. Bernd Deutsch arbeitete sich vom anfänglichen Platz vier noch bis auf die zweite Position nach vorne, Thomas Stelberg kämpfte im Schneider Polo 16V lange Zeit mit technischen Problemen, belegte aber dennoch Rang drei. Die Reihung der 8-Ventiler Wertung lautet von Platz eins bis fünf Bernd Deutsch, Peter Richter (VW Polo), Jörg Eberle (Fiat 127), Steffi Deutsch (Audi 50) und Rolf Rauch im Fiat 128 Coupé.
Bei den 1,3-Litern gab im Training noch Franz Weißdorn den Ton an. Im strömenden Regen des ersten Wertungslaufes am Sonntagmorgen dreht dann aber Markus Spöri im Suzuki Swift 4WD voll auf, stürmt unaufhaltsam an die Spitze, legt ein sattes Polster von 8,28 Sekunden zwischen sich und André Stelberg im Schneider Polo 16V. Dann folgen Armin Ebenhöh und Franz Weißdorn. In der zweiten Auffahrt ist André Stelberg schnellster 1300er, knabbert 2 Sekunden vom Rückstand auf Markus Spöri ab. Armin Ebenhöh muss derweil die Jagd auf den Leader abblasen. Mit einem Lenkungsproblem behaftet biegt der Minichberger Polo 16V bei der Schikanenausfahrt in die Leitplanke ab. Im dritten Durchgang attackiert André Stelberg weiter, ist wiederum Klassenbester, holt nochmals fast 3 Sekunden auf, kann aber am dritten Saisonsieg von Markus Spöri nichts mehr ändern, beendet das Glasbachrennen als Zweiter. Franz Weißdorn steigt als Dritter mit auf das Siegerpodest. In der 1,3-Liter KW 8V-Trophy erfreut sich Nils Abb auf Klassenplatz 5 der frühen Führung. Aber im zweiten Heat ist für ihn Schluss. Ein Leitplankenkontakt im oberen Streckenteil reißt den Schneider Polo jäh aus dem Wettbewerb. Somit ist der 8-Ventiler Endstand hergestellt. Zum bereits vierten Mal in dieser Saison darf sich der Eichenbühler Christof Hörnig im VW Polo als Sonderwertungs-Sieger feiern lassen. Markus Hülsmann holt sich im VW Golf Platz zwei, Dritter wird Klaus Streiberger (VW Polo).
Die „Pole-Position“ der 1600er Klasse, in der am Glasbach die 16-Ventiler unter sich sind, sichert sich Hans Paulitsch im Minichberger Scirocco in überlegener Manier. Am Renntag jedoch findet er sich auf der ersten Zeitenliste am Ende des Klassen Rankings wieder, geht danach nicht mehr auf die Strecke. Vorne ist es derweil ganz eng: Tobias Auchter führt im Zöllner Corsa mit dem Minimalvorsprung von einer einzigen Hundertstelsekunde vor Helmut Maier (Spiess Golf 16V), der Belgier Werner Heindrichs ist im Veytal Corsa Dritter. In den Läufen zwei und drei sorgt Helmut Maier dann vehement für klare Verhältnisse, der Passauer fügt seiner langen Erfolgsliste einen weiteren Klassensieg hinzu. Der Zieleinlauf ab Platz zwei lautet Tobias Auchter, Werner Heindrichs und Manfred Schulte im Citroen AX Kit Car.
„Bussines as usual“ in der 2-Liter Klasse könnte man beim Betrachten des Trainingsergebnisses meinen. Sebastian Schmitt, Hansi Eller und Peter Naumann auf den Plätzen eins bis drei, Norbert Wimmer auf Rang vier schnellster 8-V‘ler. Okay, zugegeben, ungewöhnlich ist dieses Bild nicht wirklich. Der Renntag stellt dann aber alles auf den Kopf, beginnt furios. Die große Stunde der Regenliebhaber schlägt. Norbert Wimmer im 8-Ventiler BMW 2002, Youngster Patrick Orth (BMW E30 iS) und Berg-Gelegenheitsarbeiter Werner Jetzt im Rallye Fiat 131 JRT-Corse Abarth stürmen bestens ausgeschlafen an die Spitze. Peter Naumann, Hansi Eller und Basti Schmitt folgen auf den weiteren Rängen. 6,81 Sekunden liegen zwischen Platz eins und sechs. Auf der fast trockenen Piste des zweiten Runs schalten die 16V Piloten und Peter Naumann im VW Polo mit Roots-Gebläse bedingungslos auf vollen Angriffsmodus um, die Regenspezis wehren sich mit aller Macht. Lediglich „Jetti“ Werner Jetzt kann nicht mehr mit machen, er muss mit einem Motorenproblem kampflos aufgeben. Der frisch vermählte Peter Naumann zaubert sich an die Spitze, vor Norbert Wimmer und Hansi Eller. Sebastian Schmitt ist bereits Vierter, Patrick Orth fällt auf Rang fünf zurück. Der finale Lauf muss die endgültige Entscheidung bringen. Also nochmals Vollgas über 5,5 Kilometer. Den weiteren Vormarsch von Basti Schmitt stoppt die Schikane. An der Ausfahrt touchiert er einen Reifenstapel, vorne rechts brechen Kunststoffteile, verkeilen sich zum Teil im Radhaus. Zwei Posten weiter muss er den Gerent Kadett abstellen. Peter Naumann scheint der Sieg sicher. Bis Hansi Eller als letzter 2-Liter Starter auf die Strecke geht. Elegant dirigiert er den perfekt liegenden Minichberger Scirocco 16V zur überragenden Klassenbestzeit. Mit 2:33,92 kommt er noch bis auf 4 Hundertstelsekunden an Peter Naumann heran, wird Zweiter. Auf Rang drei der schnellste 8-Ventiler: Norbert Wimmer. Patrick Orth ist als Klassen-Vierter zugleich punkbester Glasbach KW Berg-Cup Youngster, darf sich über einen weiteren „Sofort-Hunderter“ freuen. Roman Sonderbauer kann sich im Risse Kadett von Anfangsplatz 10 bis auf Endrang 5 nach vorne arbeiten. Die Positionen 6 bis 9 gehen an Werner Weiss (Zakspeed Escort BDA), Ralf Kroll, Ingo Lorig (beide VW Golf 16V) und Thomas Flik im Renault Clio Williams. Die Top Ten komplettiert der zweitschnellste 8V’ler: Der Prölsdorfer KW Berg-Cup Neueinsteiger Christian Dümler im VW Golf. Die weitere Reihung der 2-Liter KW 8V-Trophy lautet Bernhard Lang (Ford Escort/P3), Stefan Faulhaber (Briegel Kadett/P4) und Manfred Bläsius im BMW 320i als Fünften.
In der Gruppe H über 2000 Kubikzentimeter scheint Bernhard Permetinger im BMW M3 der große Favorit zu sein, liegt im Training klar vor Norman Struckmann. Aber beide spielen bei der Vergabe der Pokale leider keine Rolle. Bernhard tritt nicht zum Rennen an, Norman spielt die Technik seines Escort Cosworth einen Streich, legt diesen im 1. Run vor der Schikane lahm. Der Klassensieger heißt daher Harald Ludwig. Der Führende in der KW Berg-Cup Rookie Wertung profitiert dabei von seiner Routine und von der Standfestigkeit seines BMW M3 E36. Der Bad Salzunger Marcus Gesell sichert sich im Seat Leon Supercopa Platz zwei.
Die Gruppen FS, E1 und E2-SH werden wegen der FIA-Prädikate beim Glasbachrennen getrennt gewertet, gliedern sich daher in viele Einzelklassen auf. Auch in diesen stehen Berg-Cup Mitglieder ihren Mann. So gewinnt Jürgen Schuster aus Weihenzell im Wankelmotor Mazda RX-7 die Klasse FS bis 2-Liter vor Ronny Urland im Trabant mit Honda Triebwerk. Jürgen darf sich zusätzlich noch über den Gruppensieg freuen. Norbert Handa (Lancia Delta Integrale) gelingt in der E1 über 2000 ccm Platz 2. Hinter Dan Michl im spektakulären, ultraflachen Opel Michel Speedster und vor Lutz Pfeil im BMW M3.
Bleibt noch die E2-SH (Silhouette) über 2 Liter. In dieser setzt Norbert Brenner die Maßstäbe, treibt den Opel Vectra DTM V8 souverän zum Tourenwagensieg und auf Rang drei der Gesamtwertung hinter zwei Formel 3000 Boliden. Mit 2:27,590 markiert der achtfache Deutsche Bergmeister im zweiten Heat auch den offiziellen Tourenwagenstreckenrekord. Herbert Stolz (Porsche 935 DP II) und der Kitzinger Klaus Hoffmann im Opel Astra V8 DTM belegen die weiteren Plätze.
Die Schlagzahl im KW Berg-Cup bleibt weiterhin hoch. Schon am kommenden Wochenende steht das nächste Rennen an, das 45. Int. Osnabrücker ADAC Bergrennen in der Borgloher Schweiz. Da heißt es ganz schnell Fahrzeuge, Ausrüstung und Piloten checken und auf Vordermann bringen. Auch unser Koffer wird nur zum Teil ausgepackt, die Zeit drängt. Nach Osnabrück winken lange 14 Tage Pause. Das gibt Gelegenheit nach dem sechsten Saisonrennen eine Zwischenbilanz der 25. KW Berg-Cup Saison zu ziehen. Versprochen. Zuerst aber sehen wir uns in Osnabrück.