Der KW Berg-Cup Saisonstart 2013 am legendären Schottenring im hessischen Vogelsbergkreis war wirklich eine flotte Angelegenheit. Und das gleich in mehrfacher Hinsicht. Nur vier Monate Vorbereitungszeit standen dem Veranstalter zur Verfügung, nachdem der angestrebte Junitermin auf den April vorgezogen werden musste. Dennoch gelang ein toller Auftakt, zumindest was das reine Renngeschehen anbelangt. Im Umfeld besteht sicher noch Aufholbedarf, aber man hat sich viele Punkte notiert und auf die Agenda geschrieben, man freut sich über Ratschläge und Anregungen. Das stimmt für die Zukunft positiv. Und eine solche hat sich der „11. Int. ADAC Bergpreis Schottenring“, der 2013 den Tourenwagen vorbehalten war, redlich verdient. Viel Gelegenheit zum Testen und Aufwärmen bereits bei den am Freitagnachmittag angebotenen Einstellfahrten. Bis zu sechsmal konnten die Berg-Cracks das 3 Kilometer lange Teilstück des traditionsreichen Schottenrings, das einen Mix aus ultraschnellen Kurven-Kombinationen, zwei Spitzkehren, einem kurzen Stück Rallye-Feeling und einen fulminanten Zielsprint bietet, unter die breiten Rennreifen nehmen. Pünktlicher Beginn am Samstag und am Sonntag, alle vier ausgeschriebenen Läufe durchgeführt, plus einer „Extrarunde“ im Samstagstraining, dazu ein frühes Rennende am Sonntag kurz nach 16 Uhr, nach den Läufen auf kürzestem Weg selbständig zurück ins Fahrerlager. Bergrennfahrerherz, was willst du mehr?

Flott waren auch die gefahrenen Zeiten und Geschwindigkeiten. Trotz langer Unterfranken-Übersetzung wurden bei vielen Motoren im größten Gang die Drehzahlbegrenzer gefordert. Was zum markigen Statement „man muss an ganz schön vielen Stellen die Po-Backen gewaltig zusammenkneifen“ führte. Wer diese Übung in den einzelnen KW Berg-Cup Klassen am besten absolvierte, wollen wir uns nun genauer anschauen.

Wie immer beginnend mit der Gruppe H bis 1150 ccm, in der zurzeit die 8-Ventiler unter sich sind. Jürgen Heßberger setzt im Fiat 127 Sport die schnellsten Zeiten, lässt nie Zweifel an seinen Sieg-Ambitionen aufkommen. 6,76 Sekunden beträgt am Ende sein Vorsprung auf Peter Richter, dessen VW Polo nun ein Heckspoiler im Lancia Delta Design ziert. Der Düsseldorferin Laura Siebert gelingt im Autobianchi A 112 Abarth als Dritter ebenfalls der Sprung auf das Siegerpodest.

Bei den 1,3 Litern treibt Manfred Konrad den frisch aufgebauten VW Corrado 16V zum Klassengewinn, beweist damit die Qualität seiner Winterarbeit. Sein „Neuer“ ist nicht nur gewohnt schnell, sondern auch optisch wieder ein echter Hingucker. Die letzten Monate perfekt genutzt hat auch Thomas Kohler, dessen neuer 16-Ventil Motor dem gelben Fiat X 1/9 schnell und zuverlässig den für Platz 2 nötigen Vortrieb verleiht. Ab Rang 3 sortieren sich die 8-Ventiler Piloten ein, beginnend mit KW Berg-Cup Neueinsteiger Frank Lohmann im VW Polo Steilheck. Ihm folgen die Polo Coupés von Nils Abb und Klaus Streiberger sowie der Golf von Markus Hülsmann. KW 8V-Trophy Topfavorit Helmut Götzl muss seinen Polo nach dem Training leider mit technischen Problemen unverrichteter Dinge aufladen.

Die 1600er erleben einen entfesselt auffahrenden Thomas Klingelberger im VW Polo 6N JWRC Kit-Car, der die Vorzüge seines neu überarbeiteten Moser-Fahrwerkes und seiner neuen Motorelektronik konsequent in Spitzenzeiten umsetzt. Und so Jürgen Fechter (VW Golf) und Franz Koob im Fiat Uno deutlich distanziert. Wobei beim drittplatzierten Odenwälder Kfz.-Meister die Freude über das geglückte Renndebüt seines rot-grünen Italieners überwiegt: „Endlich fühle mich im Auto wieder wohl und sicher. Ich freue mich auf die nächsten Veranstaltungen!“

Mit 16 Renn-Startern präsentiert sich die H 2-Liter als teilnehmerstärkste Klasse am Schottenring. Ganz oben in der Ergebnisliste sind die 16-Ventiler zu finden, mit KW Berg-Cup Titelverteidiger Sebastian Schmitt im Gerent-Kadett an der Spitze. Die verbleibenden Podestplätze werden zur sicheren Angelegenheit von Dieter Rottenberger (BMW 318 i STW) und Roman Sonderbauer im weißen C-Coupé. Björn Wiebe fährt den ex-BTCC Renault Laguna auf Rang vier, vor Geburtstagkind Thomas Flik im Renault Clio Williams. Auch auf den Positionen sechs und sieben zwei Renner der Marke Renault: Horst Wiebe im Megane Maxi vor Bea Flik im verbreiterten Megane Coupé mit sehr gefälliger neuer Optik. Ab Klassenplatz acht beginnt die Show der 8V’ler. Christian Dümler (VW Golf) startet optimal in die neue Saison und setzt sich an die Spitze der 2000 ccm KW 8V-Trophy. Hinter ihm laufen Roland Christall im Opel Ascona und Alex Konstanzer (Kadett C-Coupé) ein. Tim Gürtzgen im BMW 2002 und Fabien Rath (Opel Kadett) holen sich die nächsten Positionen.

Die H über 2 Liter sieht Norman Struckmann im Escort Cosworth an der Spitze, trotz einer kleinen Schwäche in Heat drei. Zweiter und damit schnellster 8-Ventiler wird Thomas Ostermann im Hartge BMW. Der Saarländer Harald Ludwig muss nach einem Leitplankenkontakt den BMW M3 nach Wertungslauf 2 abstellen.

Als Selbstzünder-Senkrechtstarter erweist sich der 25-jährige hessische Kfz.-Meister Christian Triebstein gleich bei seinem ersten Einsatz im Alfa Romeo 147 Cup. Er verweist seine routinierten Diesel Kollegen Manfred Pape (VW Golf) und Sepp Koller in einem weiteren ex-Cup Alfa souverän auf die Ehrenplätze.

Thomas Stelberg ist mit seinem Schneider Polo 16V in der 1150er Freestyle/E1-Bergrennen einsam und allein. Damit bei ihm keine Langeweile aufkommt, legt man ihn flugs mit den 1,3-Litern zusammen. Dort hält er sich im ersten Run wacker, dann treten seine Schaltseile in Warnstreik. Klaus Bernert beendet diesen vor der letzten Auffahrt mit handwerklichen Argumenten. Derweil ist der Spitzenzug abgedampft, allen voran Franz Weißdorn im absoluten ICE-Tempo, dem auch Getriebe-Klaus (VW Polo 16V) nicht wirklich etwas entgegen setzen kann. Er wird Zweiter vor KW Berg-Cup Newcomer Ronnie Bucher (Schneider Polo 16V), der sich erstaunlich schnell steigert und zum Schluss relativ nahe an die Zeiten von Klaus Bernert heran kommt.   

Auch die 1600er und die 2-Liter Klasse der „positiv Verrückten“ rennt wegen mangelnder (Teilnehmer-) Masse gemeinsam. Mit Peter Nauman ist nach einem Zylinderkopfdichtungsschaden am aufgeladenen Polo im Training einer der potentiellen Sieganwärter früh zum Zuschauen verurteilt, Berg-Cup Rookie Ronny Urland scheidet mit einem gottseidank schnell gelöschten Motorbrand am Trabant 601 S im dritten Wertungslauf aus. Von diesen Ereignissen völlig unbeeindruckt steuert der schnelle österreichische Kfz.-Techniker Christoph Lampert seinen weißen VW Golf GTi zum ungefährdeten Klassentriumph. Dahinter spielt sich das 1,6-Liter Duell ab. Zumindest in Lauf eins, in dem Tobias Auchter exakt zwei Hundertstelsekunden vor Helmut Maier im Spiess Golf 16V über die Ziellinie sprintet. Danach korrigiert Tobias seine Zeiten im neu aufgebauten Opel Corsa GSi gewaltig nach unten, steckt sein Samstags Aha-Erlebnis, den Ausflug in die Reifenstapel, völlig weg. Helmut verliert den Anschluss, muss sich für dieses Mal mit Rang drei zufrieden geben.

Faszinierend und elektrisierend das Duell um den Gesamtsieg zwischen Herbert Stolz im Porsche 935 DP II und dem amtierenden Deutschen Automobil Bergmeister Klaus Hoffmann. Die Durchgänge eins und zwei gehen an den Innsbrucker Porsche Piloten. Lauf eins mit 1,43 Sekunden deutlich, im zweiten Heat schmilzt der Vorsprung auf 23 Hundertstel. In der dritten Auffahrt kontert Klaus, powert den Opel Astra V8 DTM 6 Hundertstelsekunden schneller über die 3 Kilometer. Spannung pur zum Finale Furioso. Klaus findet weitere 0,6 Sekunden. Aber Herbert Stolz zaubert einen Superlauf auf die Schottenring-Piste, ist nochmals 0,86 Sekunden schneller im Ziel, sichert sich den Gesamtsieg und markiert final mit 1:16,355 den Streckenrekord, verlässt Hessen als DBM Leader. Den KW Berg-Cup führt Sebastian Schmitt an, ebenso den DMSB Bergpokal der Tourenwagen.

Schon in knapp 2 Wochen geht es weiter, im luxemburgischen Eschdorf. Freuen wir uns darauf und drücken wir die Daumen, dass alle KW Berg-Cup Renner, an denen im Moment noch heftigst geschraubt und gearbeitet wird, bis dahin einsatzbereit sind. Damit das bereits zum Auftakt der 26. KW Berg-Cup Saison starke Feld der legendären Traditionsmeisterschaft noch weiter anwächst. Und damit auch die knisternde Spannung an der Strecke, die wir alle so lieben.





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